Über 30 Jahre ist es her, dass in Traunreut eine handvoll Theaterbegeisterte zusammenkamen, um die Stadt kulturell zu beleben. Hier die vielleicht wichtigsten Punkte zu unserer Geschichte. So kurz wie möglich, so ausführlich wie nötig:

1977 Gerhard Franz Xaver Unterforsthuber, genannt G.F.X., spielte in der Traunreuter Hauptschule mit Kindern und Jugendlichen Theater. Die Mitwirkenden waren so begeistert, dass nur wenige Monate später das erste Stück aufgeführ wurde: „Als die Zeit still stand…“

1979 tritt im Herbst die junge Schauspieltruppe unter dem Namen „ThiOst“ in den Räumen der Volkshochschule auf. Ein Jahr lang wird experimentiert, es entsteht das Stück: „Die Wand von Verona“.

1982 stellt G.F.X. erstmals einen Antrag an die Stadt Traunreut um Bezuschussung der Laienspielgruppe. Die Idee, einen Verein zu gründen, kommt auf.

1983 wird bereits im Januar der Saal der Musikschule Komlew an der Breslauer Straße für die Zwecke des Theaters angemietet. Der befand sich übrigens im Obergeschoss, daher auch das „O“. Am 23. Februar folgt die Vereinsgründung mit 8 Gründungsmitgliedern. Am 2. Mai eröffnet das Theaterchen „O“ seine erste offizielle Spielzeit mit dem Stück „Fast wia im Kabarä“. Es ist, wie Unterforsthuber es zusammenfast, „eine lockere Folge von heiteren Episoden und hintergründigen Liedern. Wir wollen unsere Gäste unterhalten.“ Das Echo auf dieses erste Programm ist sehr positiv, es kommen genau 256 Zuschauer.

1984 Im Dezember wird zwischen der Stadt und dem "O" ein Nutzungsvertrag abgeschlossen. Inhalt ist die Überlassung des damaligen „Frühstücksraums“ im Jugendübernachtungsheim an der Wichernstraße 7 zum Zweck des Theaterspielens.

1985 erfolgte der Umzug o.g. Räumlichkeiten. Mit enormem Arbeitsaufwand und in Eigenleistung werden Bühne und Arbeitsräume geschaffen. Am 11. Januar bedankt sich das "O" mit einer Sonderaufführung unter dem Titel „Die Eröffnung“ bei der Stadt, den Firmen und bei allen, die den Um- und Ausbau unterstützt haben.
Das erste Stück in den Räumen, welche für 26 Jahre, unsere Heimat sein sollten, heißt „Ganz zärtlich“. Zitat aus dem Zeitungsbericht zur Premiere: „In aller Heimlichkeit gewissermaßen hat sich in letzter Zeit in Traunreut eine Einrichtung etabliert, deren Qualität im Süden der Region noch immer nur hinter vorgehaltener Hand als von erster Güte weitergeflüstert wird: Das Theaterchen „O“ in Traunreut, irgendwo hinter Postamt und Kino im Jugendzentrum versteckt.“ Der nun gemeinnützige Verein zählt 23 Mitglieder.

1987 wagt sich das Theaterchen „O“ erstmals an das Riesenprojekt „Steiner Spiele“ - mit großem Erfolg. Veranstalter war die Stadt Traunreut. Das Stück ist eine dramatische Geschichte um den Raubritter Hainz von Stein. Zusammengestellt und geschrieben von G.F.X. Unterforsthuber. Dazu das Grußwort des damaligen 1. Bürgermeister der Stadt Traunreut: „Ein historisches Freilichtspiel am originalen Orte, welches vom Glanze und dem Untergang des letzten Edelfreien vom Steine kündet“. Die ereignisreiche Geschichte des Schlosses, die sagenumwobene Gestalt des wilden Ritters Hainz vom Stein und das Hochschloss bieten ideale Voraussetzungen einen Ausschnitt aus der Historie in einem Spiel darzustellen“.
Nach den Steiner Spielen entstand die Idee eines Kleinkunst-Brettls, die dann gleich im Herbst noch umgesetzt wurde.

1988 Mit abwechslungsreichem Programm aus allen Kunstrichtungen wie Kabarett, kurze Geschichten, Gedichte, Zauberei, Pantomime, Sketche, Theater, Gesang und Musik wurden aufgrund der positiven Resonanz in vierteljährlichen Abständen  „Frühjahrs“-, „Sommer“- und „Herbstbrettl“ etabliert. So entstand auch die „Theaterweihnacht“, eine Veranstaltung zur Vorweihnachtszeit mit einem bunten, musikalisch hochstehenden, eher unüblichen Programm für diese Zeit.

1989 Zum zweiten Mal bringt das Theaterchen „O“ die „Steiner Spiele“ auf die ebenso rustikale, wie phantastische Bühne auf der Steiner Burg. Das Ritterdrama wird dafür völlig überarbeitet, es handelt sich quasi um ein neues Stück. Neben der Bühne wird ein kleines mittelalterliches Dorf errichtet. Allerlei gutes Brot und köstlich Gebratenes, Wein-, Bier und Met-Schenken ermöglicht auch den Zuschauern ein „Atzen und Laben“. Erstmals sind die „Burdyri“ aus Prag dabei, eine Fechtgruppe aus der ehemaligen Tschechischen Nationalmannschaft, die bei den Steiner Spielen großartige Kampfszenen vorführen.

1991 G.F.X Unterforsthuber zieht sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Arbeit im Theaterchen“O“ zurück. Erstmals führt er nicht mehr Regie und übergibt diese an Marieluise Nagel-King.

1992 wird Heinz Schmidt zum ersten Vorsitzenden gewählt. Von der Stadt wurde ein Plan entwickelt, um Theaterchen „O“ und VHS unter einem Dach auf dem Wichernstraßen-Gelände unterzubringen. Kostenschätzung: sechs Millionen Mark.

1993 zum 10jährigen Bestehen führt das Theaterchen „O“ drei amüsante Stücke von Curt Götz auf. Marieluise Nagel-King führte Regie. Das Foyer wird renoviert und neu eingerichtet. Außerdem folgen die dritten Steiner Spiele, die mittlwerweile zu einer Institution geworden sind. Regie führt Michel Schott. Als neues Element gibt es einen Chor unter der Leitung von Heinz Lichtmannegger, der auch eine eigene Musik dazu komponiert hatte, die von dem Ensemble „Saitenwind“ dargeboten wird. Die Tschechische Stuntgruppe „Burdyri“ ist auch wieder dabei und gehört nun schon zu den unverzichtbaren Elementen dieser Spiele.

1995 Berta Berthold wird zur ersten Vorsitzenden gewählt. In der Folgezeit werden unter Anleitung von stets wechselnden professionellen Regisseuren pro Jahr drei Theaterproduktionen erarbeitet. Sowohl aus dem Repertoire des gehobenen Boulevardtheaters wie auch von leichten Klassikern. Der Schminkraum wird renoviert und neu eingerichtet.

1996 Die „Steiner Spiele“ werden zum vierten Mal organisiert und gespielt. Autor des Stückes „Bauernfünfer“ ist Josef Wittmann aus Tittmoning. Regie führten Josef Wittmann und Michel Schott. Wieder Renovierungsarbeiten im „O“. Elektrische Leitungen werden neu verlegt bzw. erneuert. Inzwischen steht das ganze Gebäude an der Wichernstraße dem „O“ zur Verfügung. Eine reicher Fundus an Requisiten und Möbeln hat sich gebildet. In der eigenen Werkstatt im Keller werden die Bühnenbilder gebaut, umgebaut und wieder instandgesetzt; im Nähzimmer die Kostüme genäht bzw. vorhandene geändert.

1997 Das Theaterchen „O“ übernimmt von der Volkshochschule die Organisation von Kabarett-Gastspielen. Über 10 Jahre lang hatte die VHS in den Räumen des „O“ diese qualitativ hochstehenden Veranstaltungen durchgeführt. Ein neuer Produktionszweig des Theaterchens nennt sich „Impro-Theater“. Erste Aufführungen werden gegeben, Schauspielkurse und Kurse in Sprechtechnik mit professionellen Schauspiellehrern angeboten. Dadurch steigt die Qualität der Schauspieler nochmals deutlich an. Zur gleichen Zeit starten auch Schauspielkurse für Kinder im Rahmen der Förderung schauspielerischen Nachwuchses. Die „O- Saft-Kinder“ sind mit Begeisterung bei der Sache und gestalten zweimal pro Jahr einen Abend, um ihr Können zu präsentieren. Die Bestuhlung im Zuschauerraum wird komplett erneuert.

1998 Mit der Sanierung der Küche und dem Kauf einer gebrauchten Kücheneinrichtung wird der „Gemeinschaftsraum“ für die aktiven Mitglieder wieder gemütlich. Im Dezember feiern wir „10 Jahre Theaterweihnacht“ – mit durchschlagendem Erfolg: Die Karten sind meist sofort ausverkauft, sobald sie auf den Markt kommen.

1999 Im Kinderferienprogramm der Stadt Traunreut gibt es einen Aktionstag, bei dem Kindern die Theaterarbeit näher gebracht werden soll. Die Leitung haben Ulrike Straßer, Jutta Thois und Christine Sittmann.

2000 Zum 50jährigen Jubiläum der Stadt Traunreut gibt es wieder „Steiner Spiele“. Das Theaterchen „O“ nimmt mit einem Festwagen und großem Gefolge in historischen Gewändern am Festzug der Stadt teil. Autor des Stückes „Der Teufelspakt“ ist Hans-Jürgen Stolle, Regie führt Marc Bouvet. Über 130 Akteure wirken bei diesem großen Spektakel mit. 250 Kostüme und Accessoires werden von vielen fleißigen Helfern unter der Leitung von Kirsten Jaquiery hergestellt. Die Choreographie für den Hexentanz stammt von Elsa Lichtmannegger. Wie immer darf das mittelalterliche Dorf mit dem bunten Treiben der Gaukler, Feuerschlucker, Stelzengeher, Jongleure, Tanzbär und einer Handleserin nicht fehlen. Mittelalterliche Musik rundet das Geschehen ab.
In der Neuplanung eines Stadtsaals auf dem ehemaligen Hofbräuhaus-Gelände sind für das „O“ eigene Räumlichkeiten vorgesehen.

2001 Am 31. Dezember gibt es erstmals eine Silvestergala im „O“, ein Kostümfest unter dem Motto „Zauberwelten“.

2002 Veranstaltet vom bayerischen Theaterverband werden die Ausbildungskurse in den Räumen des „O“ präsentiert, bei denen auch Ulrike Straßer und Jutta Thois teilnehmen. In diesem Jahr wird auch das Projekt Sketchtheater angestoßen. Das  „O“ ist nun auch erstmals im Internt präsent.

2003 feiert das "O" am 12. September sein 20-jähriges Bestehen mit einem abwechslungsreichen Abendprogramm und zahlreichen geladenen Gästen. Im Mai erfolgt die Eintragung als e.V. ins Vereinsregister des Amtsgerichts, Registergericht Traunstein.

2004 Wieder „Steiner Spiele“ am Hochschloss in Stein. Diesmal das Stück „Sahira“. Eine ironisch-witzige, aber auch bitter aktuelle Farce über den Irrsinn so genannter Glaubenskriege. Verfasst vom mehrfach preisgekrönte Autor Bernhard Setzwein für die „Steiner Spiele“ 2004. 80 Darsteller, Bauchtänzerinnen, die Gruppe „Burdyri“ und ein Engelschor begleiten Heinz auf seinem Weg unter der Regie von Marc Bouvet. Leider drückten die Launen des Sommers die Zuschauerzahlen, die in Daunenjacken und mit heißem Tee und Glühwein das Geschehen mit Spannung verfolgten.

2005 „O-Saft“, unsere Kinder und Jugendgruppe, bringt ihr erstes „richtiges“ Stück auf die Bühne. „Der Besuch der alten Dame“, von Friedrich Dürrenmatt, inszeniert von Katharina Czepan wird mit Erfolg gespielt. Unser theaterbegeisterter Nachwuchs besteht immer noch aus den gleichen Kids, die 1997 den Schauspielkurs bei Katharina belegten und weitermachen wollten. Im September gibt Berta Berthold nach 10 Jahren den Vorstand ab. Ihre Nachfolgerin wird Jutta Thois.

2006 Die Stadt Traunreut beschließt, ein neues Bürgerhaus zu bauen, das in Zukunft auch unsere Spielstätte werden soll. Eine dringend nötige Sanierung unseres Gebäudes an der Wichernstraße sei zu kostspielig und nicht rentabel. Deshalb soll das altehrwürdige “O” abgerissen werden.

2007 im Oktober Spatenstich für das neue Bürgerhaus in Traunreut. Bis Ende des Jahres 2009 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Im Mai gibt Jutta Thois den Vorstand des Theaterchen “O” ab. Ihr Nachfolger wird Gerhard Ficker.

2008 Am 8. Oktober findet das Richtfest unserer kommenden neuen Spielstätte statt. Das “O” feiert im November sein 25jähriges Jubiläum mit dem erfolgreichen Herbststück “Otello darf nicht platzen” und zahlreichen geladenen Gästen. Bis zu diesem Zeitpunkt veranstaltete das “O” nahezu 1000 Vorstellungen und 69 Produktionen. Im Dezember findet zum letzten Mal im eigenen Haus die Theaterweihnacht unter der Gesamtleitung von Bernd Bjarsch statt.

2009 Im Frühjahr wird unser letztes Stück im alten Haus an der Wichernstraße gespielt: “Besuch bei Mr. Green” von Jeff Baron, inszeniert von Marc Bouvet.  Im April wird umgezogen, alle Requisiten finden dank der wertvollen Unterstützung der Schlossbrauerei Stein im Gasthaus “Zur Aussicht” in Matzing kostenlos einen neuen Platz. Ausserdem darf der Verein jederzeit nach Absprache mit dem Wirt des Brauereigasthofes Martini in Stein an der Traun den Saal im 1. Stock zum einproben der Stücke nutzen, die dann im neuen Bürgerhaus von Traunreut aufgeführt werden sollen. Dafür an dieser Stelle auch noch mal ein herzliches Vergelt´s Gott! Anfang Mai wird das alte “O” abgerissen und ist ab sofort Geschichte. Im Sommer finden die insgesamt schon 7. Steiner Spiele statt: “Heinz vom Stein-der Wilde” inszeniert von Hans-Peter Schmidt. Zum ersten Mal im Innenhof der Schlossbrauerei Stein.

2010 Mit der Premiere des Stückes “Das Haus in Montevideo” von Curt Goetz am 5. März beginnt auch für das Theaterchen “O” endgültig eine neue Ära, nämlich in der neuen Spielstätte der Stadt Traunreut, dem K1. Der Andrang ist genau so groß wie der Erfolg des Stückes, welches von Klara Miller-Führen inszeniert wird.

2011 Die hohen Mietkosten und rücklaufende Zuschauerzahlen machen dem Verein zu schaffen. Genauso wie die Tatsache, Geld durch eigenen Getränkeverkauf und Gastveranstaltungen, wie das im alten Gebäude möglich war, einzunehmen. Dank der Zuschüsse der Stadt muss das “O” zumindest kein Minus machen. Im Juli wird auf der Jahreshauptversammlung ein neuer Vorstand gewählt, auch um eine Verjüngung voranzutreiben. Nach einer Satzungsänderung, die auch 3 Vorstände erlaubt, wird Robert Schröder als neuer Vorsitzender gewählt. Schriftführerin und Kassiererin bleiben bestehen. Der Verein dankt dem bisherigen Vorstand für seinen Einsatz und die tolle Arbeit, die sie für den Verein geleistet haben.

2012 Zum ersten Mal nimmt der Verein ein neues “Großprojekt” in Angriff. Im Rahmen der 400-Jahr-Feier der Klosterbrauerei Baumburg wird im Juli “Das große Welttheater” von Pedro Calderón de la Barca im Innenhof des Gutshofes der Brauerei aufgeführt. Leider müssen wegen des großen Aufwandes die Frühjahrs- und Herbstproduktion entfallen. Kurz zuvor geht das "O" mit neuem Look in die Kommunikation. Logo, Gestaltung und Homepage wurden überarbeitet und nach 10 Jahren dem Zeitgeist angepasst. Am 01. und 02. Dezember findet in der Carl-Orff-Schule in Traunwalchen die 1. Kindertheaterweihnacht unter dem Motto “Theaterweihnacht von Kindern für Kinder” statt.